Diamanten und synthetische Diamanten sind zwei völlig unterschiedliche Produkte, auch wenn sie dieselben physikalischen Eigenschaften haben. Beide Arten haben Ihre Daseinsberechtigung. Seitdem jedoch die Qualität synthetischer Diamanten eine Stufe erreichte, auf der man anfing, über ihre Verwendung in Schmuckstücken nachzudenken, ist ein Markt entstanden, in dem sich auch eine Reihe von Mythen sammeln. Das Interesse der Medien an diesem Thema, gepaart mit der Geschäftstüchtigkeit einiger Vertreiber und Händler haben zu einem Klima geführt, in dem es die Verbände der Schmuck- und Edelsteinbranche als ihre Aufgabe ansehen, zum Zweck der Aufklärung den Mythen die richtigen Fakten gegenüberzustellen und sowohl Händlern als auch Verbrauchern Informationen zu liefern, die eine unabhängige Entscheidung über die Wahl des Produktes möglich machen. Deshalb stellen wir im Folgenden einige Mythen und Fakten über Diamanten und ihre menschengemachten Kopien gegenüber.
Mythos 1: Es ist unmöglich, einen synthetischen Diamanten vom Diamanten zu unterscheiden.
Mythos 2: Synthetische Diamanten sind „echt“ und können als „echt“ bezeichnet werden.
Mythos 3: Ein synthetischer Diamant ist nachhaltiger als ein Diamant.
Mythos 4: Diamanten und synthetische Diamanten haben einen ähnlichen monetären Wert.
Das stimmt nicht, die Faktenlage ist eine andere. Alle synthetischen Diamanten können mit professionellen Überprüfungsinstrumenten erkannt werden. Diese Werkzeuge verwenden verschiedene Technologien, um die unterschiedlichen Wachstumsmuster zwischen Diamanten und synthetischen Diamanten zu erkennen. Diamantkristalle in der Natur wachsen unterschiedlich in Vergleich zum Wachstum in einer Maschine. [1] Je nach Stein und Ausrüstung kann man neben dem Wachstumsmuster auch Stickstoffgehalt, Fluoreszenz und spektrale Signatur zu untersuchen und festzustellen, ob ein Diamant im Erdmantel gewachsen ist oder in einer Fabrik hergestellt wurde. Die Produktion von farblosen im Labor gezüchteten Diamanten erfordert zum Beispiel fast die vollständige Entfernung von Stickstoff, einem Bestandteil von rund 99% der natürlichen Diamanten. [2]
Die Unterschiede zwischen Diamanten und synthetischen Diamanten resultieren aus ihren unterschiedlichen Entstehungsprozessen. Natürliche Diamanten entstanden vor etwa 90 Millionen bis 3 Milliarden Jahren [3] durch die Wirkung von hohem Druck und hohen Temperaturen auf Kohlenstoff in einer Tiefe von ungefähr 100 Meilen unter der Erdoberfläche. Sie wurden anschließend zumeist durch Vulkanausbrüche an die Oberfläche gebracht. Synthetische Diamanten werden hauptsächlich in wenigen Wochen mithilfe von zwei Technologien hergestellt (siehe hierzu unseren Abschnitt zu synthetischen Diamanten).
Inzwischen sind viele Instrumente auf dem Markt verfügbar, um den Unterschied zu erkennen. Diese Instrumente helfen den Fachleuten, die spektrale Signatur eines Diamanten zu lesen, um seine Zusammensetzung zu bestimmen und zu identifizieren, ob er aus der Natur oder aus einer industriellen Maschine stammt.
Doch wie kann sich der Verbraucher sicher sein? Wie bei allen Produkten von großem Wert gibt es auch hier keinen vollständigen Schutz vor Betrug. Grundvoraussetzung ist zunächst einmal, dass sie dem Fachhändler ein gewisses Grundvertrauen entgegenbringen. Gibt es berechtigte Anzeichen von Zweifel oder ist die Kaufquelle anonym und nicht persönlich bekannt, sollte man Vorsicht walten lassen. Eine zweite Voraussetzung ist die Vorlage eines Graduierungs- bzw. Prüfberichtes (Im umgangssprachlichen Vokabular oftmals auch als „Zertifikat“ bezeichnet, obwohl dieser Begriff nicht korrekt ist). Das gilt sowohl für Diamanten als auch für Synthesen. Aus einem solchen Graduierungsbericht eines renommierten Prüflabors geht unter anderem immer klar hervor, ob es sich um einen Diamanten oder einen synthetischen Diamanten handelt. Mehr Informationen zur Graduierung von Diamanten erfahren Sie im entsprechenden Abschnitt auf dieser Webseite. Bitte beachten Sie, dass auch ein schriftlicher Graduierungsbericht nicht immer notwendigerweise fälschungssicher ist. Hierzu sind in den nächsten Jahren durch den technologischen Fortschritt, z.B. durch Blockchain-Technologie, weitreichende Verbesserungen der Fälschungssicherheit zu erwarten.
Auch dies ist ein Mythos und die Faktenlage ist eine andere. Obwohl synthetische Diamanten dieselben chemischen und physikalischen Eigenschaften besitzen wie Diamanten, handelt es sich bei den Synthesen eben nicht um „echte“ Diamanten.
Die Schmuck- und Edelsteinbranche hat sich auf globaler Ebene bereits vor vielen Jahren gemeinsam auf eine Art „Vokabular“ (eine Terminologie und Nomenklatur) geeinigt, um die verschiedenen Produkte klar voneinander abzugrenzen und eine Irreführung des Verbrauchers zu vermeiden. Dieser Regeln sind inzwischen in vielen Ländern in Gesetzen oder Verordnungen verankert oder können implizit durch die Anwendung von Verbraucherschutzgesetzen zur Anwendung kommen. So auch in Deutschland durch das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG).
Mehr zur richtigen Diamant-Terminologie finden Sie in unserem extra hierfür gestalteten Abschnitt auf dieser Webseite. Wichtig an dieser Stelle ist für die Klärung des Mythos der „Echtheit“, dass nur Diamanten, also das Original aus der Natur, von gewissenhaften Händlern als „echt“ bezeichnet werden. Dies gilt ebenso für die Benennung der Produkte an sich mit den richtigen Begrifflichkeiten. Ein Original aus der Natur ist ein Diamant. Eine industrielle Kopie ist ein synthetischer Diamant, im englischsprachigen auch als „laboratory-grown Diamond“ oder „laboratory-created Diamond“ bezeichnet. Alle anderen Begrifflichkeiten (egal in welcher Sprache) und „cool“ klingende Anglizismen und Abkürzungen wie z. B. „lab-grown“, „lab-created“, „LGD“ sollten nicht verwendet werden. Hierbei gibt es die unterschiedlichsten Wortkreationen und Marketingtricks. Ein vertrauenswürdiger Händler sieht von der Verwendung solcher Begrifflichkeiten und Abkürzungen ab.
Diese Aussage pauschal zu treffen, wie es heute auch oft in den Medien berichtet wird, ist grundlegend falsch. Man kann in diesem Zusammenhang von einer Art des „negative campaining“ sprechen, also einer Werbeform, bei der Vertreiber synthetischer Diamanten versuchen, das Konkurrenzprodukt Diamant aktiv in ein schlechtes Licht zu rücken und das eigene in ein besseres. Im vorliegenden Fall versucht man den synthetischen Diamanten in Bezug auf die Nachhaltigkeit seiner Gewinnung und Verarbeitung als „besser“ zu platzieren. Folgt man dieser Argumentation so sind synthetische Diamanten insbesondere in Bezug auf die sozialen Standards und ökologischen Fußabdrücke bei der Produktion zu bevorzugen. Und auf eine solche Argumentationskette springen natürlich auch die Medien besonders gerne an. Wahr ist aber: Weder der Diamant als Original noch der synthetische Diamant als Kopie sind per Definition nachhaltig oder nachhaltiger als das Pendant.
Nachhaltigkeit wird definiert als Vorgehensweise, bei der die Bedürfnisse der Gegenwart so befriedigt werden, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dabei ist es wichtig, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – wirtschaftlich effizient, sozial gerecht, ökologisch tragfähig – gleichberechtigt zu betrachten. (13) Bei der Erfindung und Vermarktung synthetischer Diamanten durch den Menschen ging und geht es nie um Nachhaltigkeit, es geht den Produzenten und Händlern wie allen Unternehmern zunächst einmal darum, Umsatz zu machen und Gewinn zu erzielen. Und daran ist prinzipiell einmal nichts Schlechtes zu finden.
Keine der beiden Produktarten Diamant und synthetischer Diamant ist per se nachhaltig oder nicht. In beiden Kategorien kann jedoch der Produzent dafür sorgen, dass seine Produktionsweise und Geschäftspraktiken sich in Nachhaltigkeitsaspekten positiv von denen anderer unterscheidet. Folgende Maßnahmen können beispielsweise ergriffen werden:
Zusammenfassend kann man feststellen, dass weder der synthetische Diamant noch der Diamant ganzheitlich nachhaltiger ist. Keiner von beiden ist per Definition ein wirtschaftlich effizienteres Produkt als das andere, noch herrscht bei Produktion und Verarbeitung per se mehr soziale Gerechtigkeit. Auch in Bezug auf die ökologische Tragfähigkeit gibt es per se keinen Vorteil für die ein oder andere Produktart. Dennoch gibt es bei beiden Produktarten positive Beispiele, in denen der jeweilige Hersteller eigene, nachhaltigere Wege geht.
Der synthetische Diamant ist ein großartiges und darüber hinaus sehr günstiges Produkt, welches dem daran interessierten Verbraucher viel Freude bereiten kann. Jedoch sind und bleiben synthetische Diamanten künstliche Nachbildungen von Diamanten. Sie sind mit bloßem Auge nicht zu unterscheiden, jedoch mit speziellen Geräten eindeutig identifizierbar.
Der Verbraucher sollte deshalb vor dem Kauf eines synthetischen Diamanten verstanden haben, dass er eine Kopie des Produktes Diamanten erwirbt, welche sich preislich deutlich vom Original nach unten absetzt und welche (Stand heute) wenig oder keinen Wiederverkaufswert hat. Sollte dies das gewünschte Produkt des Endverbrauchers sein, so steht dem Verkauf und Kauf überhaupt nichts im Wege. Es ist Aufgabe der Industrie und des Händlers, diese Information zu kommunizieren (siehe hierzu unseren Abschnitt zum fünften „C“, dem Vertrauen). Deshalb gilt für Industrie und Handel die international festgelegten Regeln in Bezug auf Nomenklatur und Terminologie zu achten, nicht pauschal mit Nachhaltigkeitsaspekten zu werben (Gefahr des Green-Washings) und die Wertigkeit des Produktes nicht fälschlich zu überhöhen.
[1] Gemological Institute of America (GIA): Synthetic Diamonds: Improved Quality and Identification Challenges. URL: https://www.gia.edu/gia-news-research-improved-quality-identification-challenges, abgerufen am 06.05.2023.
[2] Gemological Institute of America (GIA): A synthetic diamond overgrowth on a natural diamond. URL: https://www.gia.edu/gems-gemology/summer-2017-labnotes-synthetic-diamond-overgrowthnatural-diamond, abgerufen am 06.05.2023
[3] Gemological Institute of America (GIA): Diamonds from the deep: How old are diamonds? Are they forever (2019)? URL: https://www.gia.edu/gems-gemology/spring-2019-how-old-are-diamonds-are-they-forever, abgerufen am 06.05.2023.
(4) z.B. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Nachhaltigkeit (nachhaltige Entwicklung). URL: https://www.bmz.de/de/service/lexikon/nachhaltigkeit-nachhaltige-entwicklung-14700, abgerufen am 29.11.2023.