So genannte „Konfliktdiamanten“ sind in Rebellengebieten in überwiegend westafrikanischen Ländern geschürfte Rohdiamanten, mit deren Erlös Waffen gekauft und Kriege finanziert werden. Vor bereits mehr als zwei Jahrzehnten, auf dem Kongress des Weltverbands der Diamantbörsen im Juni 2000 in Antwerpen diskutierte die Diamantindustrie erstmals offiziell das Problem der dieser Konflikt-Diamanten. Den Anstoß hierfür lieferten Vorkommnisse in den Ländern Liberia und Sierra Leone, in denen in den 1990er Jahren mit illegal geschürften Diamanten der Bürgerkrieg finanziert wurde. Der Weltverband rief daraufhin das World Diamond Council (WDC) ins Leben, um das Problem zu lösen und weltweit die Konfliktdiamanten aus den Lieferketten zu verbannen.
Schon im September 2000 traf man sich mit Vertretern von De Beers, Botswana, Namibia und Südafrika in Tel Aviv, um notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Im Mai 2001 trafen sich dann Delegationen der Rohdiamant-Länder in Kimberley, um entsprechende Maßnahmen in Kraft zu setzen. Daher gab man dieser Initiative den Namen „Kimberley-Prozess“. Im November 2002 einigten sich Vertreter aus 36 Staaten auf einer Ministerkonferenz in Interlaken (Schweiz) auf ein einheitliches, internationales Regulierungssystem für den Handel mit Rohdiamanten. Das Ergebnis ist das „Kimberley-Zertifikat“, welches den Handel mit Konfliktdiamanten unterbinden soll. Daher müssen seither alle Rohdiamanten beim Export weltweit (nicht nur aus Afrika), ein entsprechendes staatliches Zertifikat („Kimberley-Certificate“, welches die „Konfliktfreiheit“ der jeweiligen Sendung bestätigt) vorweisen. Heute beteiligen sich weltweit 59 Länder und Staatenverbünde an diesem System.
Die Europäische Union hat darüber hinaus noch eine zusätzliche Kontrollfunktion eingeführt. Alle Rohdiamant-Importe werden bei den Zollbehörden durch vereidigte Sachverständige auf korrekte Angaben (Ursprungsland, Wert, Gewicht usw.) geprüft. Zuerst waren nur die Zollbehörden in Antwerpen, Idar-Oberstein und London hierzu befugt.
Die Diamant- und Edelsteinbörse Idar-Oberstein e.V. und der Bundesverband der Edelstein- und Diamantindustrie e.V. waren in enger Kooperation mit dem Bundesfinanzministerium bei der Implementierung des Kimberley-Prozesses in Deutschland federführend tätig. Gemeinsam sorgte man dafür, dass die einzige deutsche EU-Zertifizierungsbehörde für Rohdiamanten im Rahmen des Kimberley-Prozesses seit 2004 bei der Zolldienststelle in Idar-Oberstein angesiedelt ist. In Europa kamen bis heute Bukarest, Dublin, Lissabon, Prag und Turin als weitere europäische Orte hinzu.
Durch die Einführung dieser Kontrollinstanzen und des „Systems of Warranties“ (eine Erklärung aller Beteiligten innerhalb der Lieferketten, dass die Diamanten „konfliktfrei“ sind), sank der Anteil der „Konfliktdiamanten“ von 5% auf 0,4% des Welthandels.
Mehr zum Kimberley-Prozess erfahren Sie auf der englischsprachigen Webseite des Kimberly-Prozesses und des World Diamond Council (WDC).